Ich lebe vegan. - meine zweite Woche

Ich lebe vegan. - meine zweite Woche 

2. Woche (15.02. - 21.02.2016)

Meine zweite Woche "vegane Lebensweise" startet. Am Montag bin ich mit einem Kollegen in der Altstadt zum Mittag verabredet. Kurz zuvor schießt es mir durch den Kopf: "Was essen wir? Wo essen wir?" Es darf nicht zu lange dauern, da meine Mittagszeit begrenzt ist. Ich gehe gedanklich die naheliegenden Lokalitäten durch. Chinese? ... scheidet aus, weil ich am Samstag dazu eingeladen bin. Erdapfel? ... scheidet aus, weil die Kartoffel grundsätzlich mit Butter und Käse vermischt wird. Flammkuchen? ... scheidet aus, weil Creme fraiche die Grundlage ist. Nordsee? ...scheidet aus, weil Fisch. Letztenendes bleiben nur ausgewählte, unbelegte Brötchen vom Bäcker gegenüber übrig. Ihr seht, so einfach ist das nicht. Und wieder einmal stelle ich fest, dass das Auswärtsessen der herausfordernde Knackpunkt meiner diesjährigen Fastenzeit ist.

Am Mittwoch bin ich abends mit einer Freundin verabredet. Ich traue mich mal an eine vegane Quiche heran. Danke, chefkoch.de! Die Zubereitung ist ziemlich simple. Und anstelle des sahnig, eihaltigen Inhalts verwende ich Tofu. Ich verrate euch schon an dieser Stelle: Würzt, was das Zeug hält. Tofu ist eine recht neutrale Angelegenheit und bedarf einen ordentlichen Schuss an Kräutern und Gewürzen. Dann schmeckt es auch. Da ich bei meiner Freundin bin, habe ich nicht mein gewohntes Küchenzubehör. Macht nichts. Wir haben es auch ohne Waage und Nudelholz hinbekommen. Das Küchenmaß "Pi mal Daumen" hat dem Gericht keineswegs geschadet. ;)

So haben wir das Abendessen zubereitet:
Ich habe etwa 330 g Weizenmehl mit 1/2 TL Salz vermischt. Darin habe ich 150 g vegane Margarine reingebröselt, 80 ml normaltemperiertes Wasser hinzu gegeben und alles zusammen mit den Händen verknetet. Das ergibt einen schönen Teig für den Boden der Quiche. Dieser wird rundförmig ausgerollt und in eine runde, mit Backpapier ausgelegte Springform gelegt. Dabei steht ein kleiner Rand hoch, der das Tofu-Innenleben der Quiche Form und Stabilität gibt. Anschließend habe ich den Boden leicht mit der Gabel angepiekst. Der Ofen ist vorgeheizt auf 200°C (Ober- /Unterhitze). Dort hinein kommt nun für etwa 10 Minuten die Springform mit dem Boden. In der Zwischenzeit haben wir die Füllung angerührt und eine kleine Schachtel Cherrytomaten (ca. 400 g) verarbeitet. Letztere werden einfach gewaschen, halbiert und der Strunk entfernt. Für die Füllung haben wir 400 g Tofu zerkleinert. Laut Rezept sollten wir Seidentofu verwenden. Den habe ich aber nicht im Supermarkt gefunden. Ich kann euch sagen: Ihr könnt auch normalen Tofu verwenden. Drückt ihn nur ordentlich klein. Im Ergebnis macht es geschmacklich überhaupt nichts. Wir haben anschließend 2 EL Rapsöl hineingeträufelt und zusätzlich 2 EL Speisestärke, 1 TL Salz, 1 TL Kurkuma, eine Prise Muskat und etwas Pfeffer hinein gegeben. Das alles haben wir mit dem Mixer gut vermischt. Ich rate euch: Nehmt unbedingt viele Kräuter hinzu. Wir hatten leider keine. Das hat man geschmeckt. Sie fehlten einfach. Nach der 10-minütigen Backzeit des Quiche-Bodens haben wir die Springform aus dem Ofen genommen, auf den Boden die Füllung verteilt und kunstvoll die halbierten Tomaten hinein gedrückt. Das ganze haben wir etwa 45 Minuten im Ofen backen lassen. Fertig! Im warmen Zustand schmeckt sie ganz okay - im abgekühlten Zustand aber noch besser. So wie wir sie zubereitet haben, bin ich noch nicht ganz zufrieden. Ich versuche mich bestimmt nochmal an diesem Rezept - nur mit mehr Kräutern und Gemüsesorten. Grundsätzlich hat sie einen getreideartigen Geschmack. Sie hebt sich damit deutlich von der normalen Quiche ab, aber ist durchaus eine Alternative.

Tag für Tag vergeht und ich starte schon ganz selbstverständich ohne große Umstände in den jeweiligen Morgen. Dabei habe ich einen fantastischen Tipp einer Freundin schon mehrfach umgesetzt. Es betrifft mein Müsli, das aus Haferflocken, getrockneten Rosinen- und Feigenstückchen, verschiedenen Nüssen und Kernen sowie Kokosflocken besteht. Ich pimpe es meist noch mit einem frischen Apfel und einer Birne auf. Und nun kommt der "Zauber"! WASSER heitß er. Ich gieße einfach heißes Wasser über die Mischung. Das ganze quillt langsam auf und verwandelt sich zu einem weichen, süßen, aber trotzdem auch kernigen und fruchtigen Brei. Ein wirklich fantastischer Tipp. Danke, Martina! Probiert es einfach mal aus. Es schmeckt wesentlich besser als es klingt. ;)
Sich vegan zu ernähren fällt mir demnach bislang nicht besonders schwer. Ich werde nur fast täglich - wie ich es schon anfangs geschrieben habe - vor die Herausforderungen außerhalb meiner Küche gestellt. Donnerstagabend gehe ich italienisch essen im Da Luigi. Bislang habe ich dort immer sehr gerne und voller Vorfreude Fischgerichte ausgewählt. Das bleibt nun aus. Aber dieser Abend birgt für mich keine riesen Hürden, denn der Restaurantbesitzer ist großartig um das Wohl seiner Gäste bemüht. Und so wird für mich eine Gemüse-Pizza ohne Käse angerichtet. Klar schmeckt die Pizza mit zerlaufenem, fädenziehenden Käse um Weiten besser, aber es geht auch so. 
Freitagabend bin ich zur Tupper-Party eingeladen. Ich freue mich drauf und esse vorweislich lieber schon zu Hause Abendbrot. Das war gar nicht so verkehrt - stellt es sich später heraus. Viele kleine Pizza-Schnecken mit Schinken-, Käse- und Salamiwürfeln zieren neben Schoki-Nascherein den Tisch auf der Tupper-Party. Das ist alles nichts für mich. Und an sich ist das gar nicht so verkehrt, denn damit spare ich mir zahlreiche, unnötige Kalorien am späten Abend. Die vegane Ernährung hat also auch ihre guten Seiten.  

Das Wochenende startet und stellt mich aufgrund von so einigen Geburtstagen vor die nächsten außerhäuslichen Essenherausforderungen. Beim wie schon erwähnten, chinesischen Restaurant finde ich etwas veganes. Kein Problem. Beim Kuchen am Nachmittag und Gyroseintopf am Abend bleibt meine Portion allerdings den anderen Gästen überlassen - nicht, dass es sie stören würde. Ich finde allerdings Wege, satt zu werden. Und da das chinesische Gericht zur Mittagszeit mich schon gut gesättigt hat, ist es für mich gar nicht so tragisch, den Frankfurter Kranz von Mutti und die Gyrossuppe meiner Schwägerin auszulassen. Nur ab und zu würde ich schon ganz gerne einen kleinen Happen probieren. Ich beschäftige mich mit den Beilagen. Und da das natürlich auffällt, erkläre ich jedesmal - aber in diesem Jahr schon viel geduldiger - mein Vorhaben und meinen Antrieb hinter diesem Verzicht.



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