Ich lebe vegan. - meine fünfte Woche

Ich lebe vegan. - meine fünfte Woche 

5. Woche (07.03. - 13.03.2016)

Im Gegensatz zur letzten Woche starte ich energiegeladen in die fünfte Fastenphase meines Ernährungsexperimentes. Die erste, größere Herausforderung erwartet mich am Dienstag – dem
Couscous mit Salat und Gemüse
Internationalen Frauentag. Ich befinde mich auf Dienstreise in Potsdam. Beim Frühstück muss ich trotz des umfangreichen Angebots ziemlich angestrengt nach veganen Alternativen suchen. Ich merke, dass für mich nicht viel in Frage kommt. Somit landen letzten Endes kernige Brotscheiben auf meinem Teller, die ich mit Margarine, Banane, Gurke, Tomate und Radieschen nach Lust und Laune belegen kann. Okay, ich werde satt. Aber ein bisschen beneide ich schon meine beiden Kollegen, die genüsslich in Pfannkuchen, Rührei und Croissant beißen dürfen. Jedoch: Jedes Jammern hilft nichts. Ich habe es mir ausgesucht, also steh ich es auch durch. Bis zur Mittagspause hat mich das Frühstück immerhin trotz Einfachheit gut satt gehalten. Am Mittagsbuffet geht mir dann mein Herz auf: Neben Fleisch und Fisch finde ich fantastisch gewürzten Couscous, variantenreiche Gemüsepfannen, farbenfrohen Salat und zum Nachtisch zwei verschiedene Smoothies. Auch Obst und Sojamilch für meinen Kaffee entdecke ich nach einiger Zeit. Ich freue mich. Dieser Tag hat mir neben dem kompletten fachlichen Inhalt bereichernd gezeigt, dass alternative Ernährungsweisen bei Großveranstaltungen durchaus berücksichtigt werden.
Der Mittwochabend ist für mich, meine Freundin Sarah und den Bachelor reserviert. Und was passt am besten zu Couch-Abend vorm TV, Quatschen und Mitfiebern? Pizza!  Natürlich gibt es auch das in veganer Variante. Nichts ist besser als selbstgemachte Pizza. Und das Highlight – so viel verrate ich vorab – ist der „Käseersatz“. Da Käse als Milchprodukt vom Tier abstammt, ist der Fäden-ziehende, knusprig-werdende und geschmacksintensive Pizzabelag verboten. Anstelle dessen möchte ich aber nicht auf den industriell gezüchteten Analog-Käse zurückgreifen. Im Internet schwärmen bereits viele von gemahlenen Cashewnüssen als Topping. Ich probiere es einmal mit gerösteten Pinienkernen. Die befinden sich so und so in meiner Gewürz-Schublade. Verfalle auch ich dem Hype? …
Jaaa! Grandios. Ich finde kaum Worte. Ich bin schlichtweg begeistert. Wertet es aber nicht als 1-zu-1-Käseersatz. Die gemahlenen Nüsse, die über die Pizza gestreut werden, sind für den Geschmack des dünnen, knusprigen Bodens und den Gemüsebelag das i-Tüpfelchen. Und nun möchte ich euch nicht länger auf die Folter spannen.

So haben wir die vegane Pizza zubereitet:
Vegane Pizza mit gemahlenen Pinienkernen
Wir haben in 125 ml lauwarmen Wasser etwa 3 frische Hefe aufgelöst. Diese gaben wir dann zusammen mit  1 TL Salz und 1 TL Olivenöl in 260 g Weizenmehl. Nun durfte geknetet werden. Nach wenigen Minuten wurde es zu einer schönen gebundenen Teigmasse. Diese haben wir auf einer mit Mehl bestäubten Oberfläche ausgerollt, sodass ein dünner Pizzaboden entstand. Die Zutaten reichen für eine Pizza in der Größe von einem Backblech. Auf die Pizza gab ich eine aus Tomatenmark und Wasser angerührte Tomatensoße. Ich habe sie mit Salz, Pfeffer, Kräuter der Provence, Kurkuma und Paprikapulver abgeschmeckt. Dann wurde die Soße auf dem rohen Pizzaboden verteilt. Parallel dazu heizten wir den Ofen vor. Als Gemüsebelag wählten wir Champignons und Paprika. Halbierte Cherry-Tomaten gaben wir kurz vorm Anrichten drauf. Und abschließend kam das Highlight einer veganen Pizza. Ich habe  geröstete Pinienkerne zerhäckselt und dann über die Pizza gestreut. Bei 200°C (Umluft) durfte die Pizza nun etwa 20-25 Minuten backen. Fertig! Dieser Rezept-Tipp ist eine wahrhafte Bereicherung. Probiert es aus und lasst euch überzeugen.
Nach diesem tollen Abend schreitet die Arbeitswoche recht schnell voran. Den Freitag schließe ich mit Kollegen ab. Gemeinsam pokern wir und genießen so den Feierabend. Da sich Pokerabende durchaus in die Länge ziehen können, gibt es eine Essenspause. Das einzig vegane Gericht ist Salat. Ich entscheide mich zwischen groß und klein und bestelle sicherheitshalber direkt ohne Soße, aber dafür mit Essig und Öl. Ihr denkt, das kann gar nicht satt machen? Ihr habt Recht. Es macht nicht satt. Und so knabbere ich mich mit Salzstangen durch den Abend. Das reicht, denn mich erwartet ein veganes Schlemmer-Wochenende. Mein Freund hatte in dieser Woche Geburtstag und so luden wir Freunde und Familie zu uns ein. Jetzt bin ich Gastgeberin und jetzt kann ich über das Essensangebot bestimmen. Juhu!
Die Vorbereitungen starten direkt nach dem Ende des Pokerturniers und setzen sich samstagfrüh fort. Wichtig: Zum Geburtstag gehört ein Geburtstagskuchen. Und damit auch ich etwas zum Naschen habe, gibt es neben der sahnelastigen Geburtstagstorte auch eine vegane Variante: VegiCake-Geburtstagskuchen mit Karotten.
VegiCake Karotte: Zitronig saftiger Geburtstagskuchen
So habe ich den veganen VegiCake zubereitet:
Ich habe 450 g Karotten geschält und geraspelt. Dazu habe ich den Abrieb einer Limette gegeben. Hinzu kamen 200 g Rohrzucker, 30 g Vanillezucker, 2 TL Zimt und 200 ml Rapsöl. Das alles habe gut miteinander verrührt und anschließend 400 g Weizenmehl sowie ein Päckchen Backpulver hinein gesiebt. Dabei immer schön weiter rühren. Es entstand ein kompakter, aber nicht zu fester Teig. Diesen habe ich in eine runde, mit Backpapier ausgelegte Springform gefüllt und gleichmäßig verstrichen. Bei 180°C (Umluft) habe ich den Kuchen nun für etwa 40 Minuten im Ofen backen lassen. Danach muss er auskühlen. Sobald er herunter gekühlt war, habe ich seine Oberfläche mit einem Zuckerguss aus Puderzucker und Zitronensaft bestrichen. In die Mitte habe ich ein paar Mandarinen aus der Dose zu einem Fächer drapiert. Den letzten Schliff gaben gemahlene, grüne Kürbiskerne. Ich habe sie rings um den Kuchenrand gestreut. Neben dem, das der Kuchen schon optisch großartig ist, kommt auch noch sein saftiger, zitrusartiger, süßer Geschmack. Lecker. Und nicht nur ich bin begeistert. Die ganze Familie probiert sich fleißig am veganen Kuchen und ist überraschend angetan. Eh ich mich versehe, putzt auch der jüngste Gast das letzte Stück weg. Die eigentliche Geburtstagstorte ist da schon fast Nebensache.
Abends gibt es Chili con Carne – ein Gericht, dass sich gut vorbereiten lässt und das sich für Gäste ab 10 Personen lohnt. Im großen Bräter köchelt das normale, Hackfleisch-haltige Gericht vor sich her. Ich mache mir eine extra Portion im separaten Topf. Anstelle von Hack wähle ich Tofu.

Vegane Chili con Carne mit Tofu
So habe ich das Tofu-Chili-con-Carne zubereitet:
Ich habe in heißem Rapsöl zwei klein gewürfelte Zwiebeln angedünstet. Nach etwa 2 Minuten kamen eine ebenfalls klein gewürfelte Knoblauchzehe, 2 TL Kreuzkümmel und 2 zerkleinerte, getrocknete Chilischoten hinzu. Ich rieb 400 g schnittfesten Tofu und gab ihn nach weiteren 2 Minuten hinein. Beim Essen bekam ich den Tipp von einem Freund, dass die Konsistenz und der Geschmack noch mehr dem Chili-con-Carne-Hack ähnelt, wenn ich den Tofu mit der Gabel zerdrücken und ihn in Sojasoße anbraten würde. In meiner jetzigen Version gab ich zu der Menge im Topf zwei große Dosen Tomaten, eine Dose Mais und eine Zimtstange. Ich hätte nicht gedacht, dass Zimt dem Gericht sooo gut tun würde. Alles zusammen habe ich mit Salz, Pfeffer, Chiliflocken, Kurkuma und Rauchpaprikapulver abgeschmeckt. Nun brodelte die vegane Chili con Carne ca. eine Stunde auf kleiner Stufe vor sich her. Damit entfalten sich die Gewürze intensiver und geben dies an die gekochte Menge ab. Eine halbe Stunde vor dem Servieren gab ich dann zwei kleine Dosen Kidneybohnen und kochte das Chili con Carne nochmals auf. Mein Fazit nach dem Essen: Es schmeckt Dank der Gewürze sehr gut und intensiv. Aber es kommt keineswegs an das Aroma von richtiger, fleischhaltiger Chili con Carne. Es fehlen einfach die Geschmacksnoten, die Fleisch abgibt. Ist es ein empfehlenswertes, veganes Gericht? Ja. Würdest du des dem richtigen Chili con Carne vorziehen oder zumindest auf gleiche Geschmacksebene setzen? Auf keinen Fall. Aber auch diese Ergebnisse und Kochversuche sind Erfahrungen, die ich an der Fastenzeit so schätze.

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